DIE EINSTUFUNG IN DIE BERUFSFACHSTUFE

BERUFSFACHBILDUNG

 

Zwei Schuljahre lang spezialisieren sich die Schülerinnen und Schüler in einem einzelnen Beruf, den sie am Ende der 12. Klasse qualifiziert abschließen können.



„Elft- und Zwölftklässler spezialisieren sich“



EINSTUFUNG IN DIE BERUFSFACHSTUFE

Ab der Mitte des 10. Schuljahres beginnt für unsere Schüler die Einstufung in die Berufsfachstufe. Bisher haben sie eine breit gefächerte erweiterte Allgemeinbildung erworben, nun werden sich die Schüler zum ersten Mal in ihrer bisherigen Schulbiografie in eine berufliche Richtung spezialisieren.
Formbügeln

Die Schülerinnen und Schüler haben in der Berufsgrundstufeunterschiedliche Materialien, Werkzeuge und Arbeitsabläufe kennen- und handhaben gelernt, ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangt und gelernt, diese auch entsprechend einzuschätzen. Der Schüler hat jetzt eine Vorstellung davon, in welche spezialisierte Richtung seine berufliche Bildung weiter voranschreiten kann.
Die Einstufung in eine Fachausbildung ist mehr als eine ad hoc Entscheidung, denn sie kann auf eine breite Basis von beruflicher Vorbildung aufgebaut werden.
In der Berufseinstufung machen sich die Schüler ihre Begabungen, Wünsche, Ideen, persönliche Verantwortung bewusst und treten dann in einen Prozess mit den betreuenden Lehrern und den Mitschülern im Jahrgang ein. Das Ziel ist, sowohl dem einzelnen Schüler als auch den Möglichkeiten der Schule gerecht zu werden.
Da die Lehrer im Laufe der Schulzeit ein Bild von dem jungen Menschen gewonnen haben, findet der Schüler hier einen idealen Ansprechpartner. Das hilft ihm, die eigene Einschätzung mit der von außen abzugleichen. Pädagogisch sinnvoll kann es zum Beispiel sein, sich bewusst neuen Herausforderungen zu stellen, anstatt bereits Gekonntes weiter zu spezialisieren.

Wichtig ist, dass es auf keiner Seite heißt „Ich will“ oder „Du musst“, sondern dass hier in einem Prozess ein einvernehmlicher Konsens erarbeitet wird. Am Ende kommen Lehrer und Ausbilder in einer Konferenz zusammen, beraten und entscheiden schließlich über die endgültige Zuordnung. Der Schüler tritt damit nun offiziell in die Berufsfachstufe ein!



NUN BEGINNT DIE FACHAUSBILDUNG

Der Eintritt in die 11. Klasse bedeutet für die jungen Menschen eine ganze Reihe von Veränderungen. Zunächst einmal sind diese ganz handfest: Der Schultag verlängert sich (sie sind nun bis 16.30 Uhr an der Schule) und die Schwerpunkte der Ausbildung verschieben sich: Ein Drittel der Schulzeit bleibt weiterhin der stärker klassisch allgemeinbildende Teil (Mathematik, Deutsch, Englisch, Kunst,...), zwei Drittel der Zeit nimmt nun die Berufsfachbildung ein.
Damit verändert sich für den Schüler aber auch der soziale Bezug. Den größeren Teil seines Ausbildungstages verbringt er jetzt mit den Mitschülern, die in die gleiche Berufsgruppe eingestuft wurden und nicht mehr in seiner Klassengemeinschaft.
Er ist jetzt eben nicht mehr allein Schüler der 11. Klasse, sondern er ist auch der zukünftige Tischler. Über die Identifikation mit dem Beruf verändert sich zwangsläufig seine Perspektive.
Für manchen Schüler hat das eine aufweckende Wirkung. Er stellt fest, dass er die ehemals für ihn schwer zu greifenden Fächer von einem anderen Standpunkt aus betrachten kann. Mathematik und Deutsch werden auf einmal zum Hilfsmittel für die berufliche Qualifikation. Es erschließen sie für ihn völlig neue Zugriffsmöglichkeiten. Immer wieder verlassen Schüler das Hibernia-Kolleg erfolgreich mit dem Abitur, die sich dies selbst vorher niemals zugetraut hätten.



GLEICHWERTIGE BERUFSAUSBILDUNG

Die Hiberniaschule bietet eine als gleichwertig anerkannte Berufsausbildung an und muss so den entsprechenden Berufsbildungen von Schule und Handwerk gleichwertig gestaltet werden. Diese Gleichwertigkeit birgt einen großen Vorteil: Gleichwertig meint eben nicht gleichartig; und so haben wir die Möglichkeit und die Freiheit, die Hiberniapädagogik auch in die Berufsfachstufe und sogar in die Berufsabschlussprüfung hinein weiterzuführen.
Das Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) – das auch die Prüfungsordnungen der dualen Ausbildung vorgibt - prüft regelmäßig die Gleichwertigkeit unserer Abschlüsse. Unsere Prüfungsausschüsse sind öffentlich besetzt, neben Ausbildern und Lehrern der Hiberniaschule gehören ihnen Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der jeweiligen Berufe an.



VERBINDEN VON LERNEN UND ARBEITEN

Wir als Hiberniaschule legen Wert darauf, dass unsere Schüler in den Fachausbildungen nicht produzieren um des Produzierens willen, sondern dass sie wirkliche, relevante Arbeitsprozesse durchlaufen, soweit wir das als Schule dürfen. Was meinen wir mit wirklichen, relevanten Arbeitsprozessen?
Unsere Schüler bauen Tische nicht, um das Bauen von Tischen zu erlernen, sondern, weil es einen ganz konkreten Arbeitsauftrag dafür gibt. Irgendwo in der Schule fehlen diese offenbar. Damit einher geht, dass diese Tische auftragsorientiert gebaut werden, denn logischerweise werden an Tische für Schüler unterschiedlicher Altersgruppen andere Anforderungen gestellt. Unsere Schüler bauen nicht Leuchten ein, weil sie das Anschließen lernen sollen, sondern weil es irgendwo an der Schule etwas auszuleuchten gibt.
Dabei geht es nicht darum, dass Arbeit, die etwas bewirkt, einen stärker motivierenden Charakter hat – das hat sie natürlich trotzdem - sondern dass nur Arbeit, die gesellschaftlich wirksam wird, auch einen persönlichkeitsbildenden Wert besitzt (siehe Hiberniapädagogik – Verbindung von Lernen und Arbeiten).
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Es ist nicht mehr der Lehrer, der das Werkstück, der die geleistete Arbeit bewertet. Das Werkstück bewertet sich quasi von selbst. Eine Lampe, die nicht leuchtet, ist unbrauchbar. Auf einem Stuhl mit zu kurzen Beinen sitzt man schlecht. Bewertungskriterien von anderen – von Lehrern zum Beispiel – treten damit zwangsläufig zurück und es wird wichtiger, sich mit den eigenen Leistungen auseinander zu setzen.



BERUFSABSCHLUSS

Der Abschluss am Ende der 12. Klasse ist an der Hiberniaschule konsequenterweise ein Gesamtabschluss, der schulische und berufliche Qualifikation gleichermaßen ausweist. Mit der abgeschlossenen Ausbildung erreichen die Schüler nicht nur einen Berufsabschluss, sondern zugleich auch noch einen schulischen Abschluss, der mindestens ein Hauptschulabschluss ist.
Der überwiegende Teil (über 90%) schließt aber mit einer Fachoberschulreife (FOR – mittleren Reife) ab und hat damit die Voraussetzung erlangt, in einem Weiterbildungskolleg seine Fachhochschulreife oder seine Allgemeine Hochschulreife (Abitur) erlangen zu können.